Hallux valgus
Mit dem lateinischen Terminus „Hallux“ wird im medizinischen Sprachgebrauch die Grosszehe benannt. Probleme in diesem Bereich äussern sich vor allem durch eine Fehlstellung der Grosszehe (Hallux valgus), etwas seltener sind degenerative Veränderungen im Grosszehengrundgelenk mit Abnützung des Gelenkknorpels (Arthrose).
Die Hallux valgus-Fehlstellung ist ein Leiden, was vor allem die weibliche Bevölkerung betrifft. Ursächlich scheint vor allem eine familiäre Veranlagung. Weitere auslösende Faktoren können ungünstige Achsenverhältnisse der Beine oder des Rückfusses darstellen. Ungeeignetes Schuhwerk kann eine Prädisposition verstärken.
Lesen Sie in den nachfolgenden Links mehr über Ursache und Behandlung einer der häufigsten Probleme des Bewegungsapparates.
Hallux valgus (Schiefstand der grossen Zehe)
Ursache
Hallux ist der lateinische Begriff für die Grosszehe; „valgus“ bezeichnet deren Abweichung weg von der Körpermitte zur Fussaussenseite hin.
Genetische Prädisposition scheint neben Schuhwerk und über Jahre getragene hohe Absätze sowie Beinachsenfehlstellung wie zum Beispiel der Knick-/Senkfuss die wichtigste Ursache für dieses sehr häufige Krankheitsbild zu sein. Ist die Grosszehe erst mal aus dem Lot, verlagert sich die Zugrichtung der Beuge- und Strecksehne so ungünstig, dass die Fehlstellung der Grosszehe sich langsam aber sicher verstärkt.
Der erste Mittelfussknochen wird dabei zusehends gegen die Fussinnenseite verlagert und bildet das mehr oder minder schmerzhafte Überbein. Eine Gelenkreizung, Schleimbeutelentzündung oder die Irritation eines oberflächlichen Hautnerven können den Leidensdruck weiter erhöhen. Mit zunehmender Fehlstellung kann die Grosszehe ihre wichtige Stützfunktion nicht mehr wahrnehmen. Als Folge wird der 2. Mittelfussknochen, später eventuell sogar auch der 3. Mittelfussknochen überlastet. Erste Hinweise darauf bildet eine umschriebene Hornhautverdickung am Fussballen.
Mit zunehmender lokaler Überlastung kann die Gelenkkapsel der Zehengrundgelenke reissen, eine Instabilität des entsprechenden Gelenkes ist die Folge, da gleichzeitig die Grosszehe weiter gegen aussen gedrängt wird und die 2. Zehe keinen Platz mehr hat. Diese verformt sich zur Hammerzehe und weicht nach oben aus.
Nicht operative Behandlungsmethoden
Diese umfassen das Anpassen von Schuhen. Ein weiter, bequemer Schuh mit gutem Fussbett kann erste Symptome wie Druckstellen lindern. Eine rigide Sohle des Fusses schränkt ausserdem die Bewegung der Zehengelenke ein, was ebenfalls eine lokale Entlastung darstellen kann. Orthopädische Masseinlagen können vor allem die Folgen der Hallux valgus-Fehlstellung mit Überlastung im Bereich der Kleinzehen entlasten und werden in frühen Stadien oft mit sehr gutem Erfolg eingesetzt.
Physiotherapie und Fussgymnastik sind in Fällen von Hallux valgus-Fehlstellungen, wo die Ursache in einer Achsabweichung im Rückfuss oder in einer Fehlhaltung des Beines zu suchen ist geeignet, um ein rasches Fortschreiten der Fehlstellung zu verhindern. Vor allem beim Jugendlichen muss an diese Zusammenhänge gedacht werden; sie sind es auch, die am besten von den beschriebenen Massnahmen profitieren.
Operative Behandlungsmethoden
In unserer Fusschirurgischen Praxis sehen wir meist Fälle ausgeprägter Fehlstellung, die Patienten haben oft eine längere Leidensgeschichte und viele nicht operative Massnahmen schon ausprobiert. Der Leidensdruck ist in diesen Fällen erheblich, so dass eine chirurgische Behandlung der Hallux valgus-Fehlstellung ins Auge gefasst werden muss.
Die nachfolgend skizierten Operationstechniken sind erprobte Verfahren, mit denen erwartet werden kann, dass auch langfristig ein gutes Operationsergebnis erreicht wird.
Das Prinzip der heute gängigen Operationstechniken besteht darin, das Gleichgewicht für die Grosszehe wieder herzustellen und damit eine dauerhafte Korrektur zu erreichen. Das Köpfchen des 1. Mittelfussknochens muss seinen ursprünglichen Platz wieder finden. In der Regel ist hierfür eine Osteotomie (Knochenschnitt) des 1. Mittelfussknochens erforderlich.
Scarf-Osteotomie bei Hallux valgus (Operationsverfahren)
Scarf-Osteotomie
Diese Technik ist eine äusserst vielseitig einsetzbare Operationsmethode, die sich seit Beginn der 90er-Jahre etabliert hat. Auch die Fusschirurgen des Gelenkzentrums Zürich haben mit der Scarf-Osteotomie eine breite Erfahrung von weit über 1000 Eingriffen.
Nachdem der Knochen in dem typischen z‑förmigen Schnitt durchtrennt worden ist, lässt sich die Fehlstellung des Mittelfussknochens durch Verschieben der beiden Teile korrigieren. Die Fixation zur Stabilisierung erfolgt mit kleinen Schrauben. Wie bei einem Bruch verheilen die beiden Knochenteile nach sechs bis acht Wochen stabil. Danach haben die Schrauben ihren Dienst getan, sie können jedoch belassen werden, den sie stören in der Regel nicht.
Lapidus-Eingriff bei Hallux valgus (Operationsverfahren)
Lapidus-Eingriff
Sehr ausgeprägte Hallux Fehlstellungen lassen sich mit einer gelenksnahen Korrektur wie der Scarf-Osteotomie nicht mehr korrigieren. In diesen Situationen muss auf eine andere Technik zurückgegriffen werden, um wiederum die Fehlstellung des 1. Mittelfussknochens aufzurichten: Die Achse kann sehr effizient durch eine Versteifung des 1. Mittelfussgelenkes auf dem Fussrist korrigiert werden.
Dieser Eingriff, benannt nach Lapidus, einem französischen Chirurgen, welcher diesen 1934 erstmals publiziert hat, ist äusserst effizient. Die Einschränkung durch die Versteifung des erwähnten Gelenkes ist gering und wird im täglichen Leben kaum wahrgenommen.
Versteifung der Grosszehe bei Hallux valgus (Operationsverfahren)
Versteifung der Grosszehe
Eine weitere Behandlungsmethode, welche für die Behandlung schwerster Fehlstellungen Anwendung findet, ist die Versteifung der Grosszehe selbst. Das Grundgelenk der Grosszehe wird hierbei vom Knorpelbelag befreit und die Zehe direkt mit dem Mittelfussknochen verschraubt.
Damit kann die Grosszehe ebenfalls sehr zuverlässig aufgerichtet werden. Die Versteifung ist auch eine typische Operation, wie sie zur Behandlung der Arthrose des Grosszehengrundgelenkes angewendet wird.
Hierbei wird das zerstörte Gelenk mit aufgebrauchtem Knorpelbelag ebenfalls in korrekter Stellung fixiert. Mit Blockieren jeglicher Bewegung im Gelenk wird der Schmerz zuverlässig ausgeschaltet. Die Einschränkungen sind trotz fixiertem Gelenk gering und betreffen vor allem die Schuhwahl mit der Absatzhöhe.