Periacetabuläre Osteotomie (PAO)
Die periacetabuläre Osteotomie oder auch periacetabuläre Beckenosteotomie genannt hat zum Ziel die Hüftkopfeinfassung zu verbessern damit die Kräfte im Hüftgelenk besser verteilt werden.
Die Operation benötigt eine gute Vorbereitung und viel chirurgische Erfahrung. Die Resultate bei jungen Patienten ohne Knorpelschäden sind auch über Jahrzehnte sehr gut, so dass eine Hüftarthrose verhindert oder zumindest deutlich verlangsamt werden kann.
Periacetabulären Osteotomie (PAO)
Schweizer Innovation
Die periacetabuläre Beckenosteotomie hat das Ziel die knöcherne Kopfeinfassung zu verbessern (bei Hüftdysplasie) oder das gesamte Acetabulum nach vorne zu schwenken (bei Patienten, die eine nach hinten gerichtete Pfanne haben). Schon Ende der 1980er Jahren wurde diese Technik durch Prof. Reinhold Ganz (damaliger Chefarzt Orthopädie am Inselspital Bern) erfunden und seitdem wurde sie verfeinert und optimiert.
Im Gegensatz zu bereits viel früher durchgeführten anderen Beckenosteotomien, welche v.a. bei Kindern mit Hüftdysplasie durchgeführt wurden, hat die PAO den Vorteil, dass der hintere Pfeiler (der hintere knöcherne Anteil der Hüftpfanne) nicht durchtrennt wird. Dadurch ist die neue Position der Hüftpfanne sehr stabil und muss typischerweise nur mit 3 Schrauben fixiert werden. Bei jungen Patienten ohne Knorpelschäden sind die Langzeitresultate äusserst zuverlässig und gut. So kann eine Hüftarthrose deutlich verlangsamt oder gar verhindert werden.
Bei Patienten zwischen 40 und 50 Jahren ist es etwas anders, da muss man sich vergewissern, dass der Gelenksknorpel noch intakt und nicht bereits eine Hüftarthrose entstanden ist. Je stärker der Knorpel bereits geschädigt ist desto weniger gut ist die Prognose dieser gelenkserhaltenden Operation. Es braucht eine gute Aufklärung über dieses Krankheitsbild und eine ausführliche Beratung auch bezüglich des Operationszeitpunktes.
Normalerweise ist am Eintrittstag direkt die Operation, die ca. 90min dauert. Es ist zwingend eine Vollnarkose nötig, weil die Muskulatur maximal relaxiert werden muss.
Operationsschritte
Technisch wird ein Hautschnitt vorne über der Beckenschaufel durchgeführt. Danach wird werden die 4 nötigen Osteotomien (gezielte Knochendurchtrennungen) durchgeführt wobei die Muskulatur die Nerven und Gefässe geschont werden und der knöcherne hintere Pfeiler intakt belassen wird.
Im Anschluss wird nun frei bewegliche Hüftpfanne in die korrekte Position gebracht und provisorisch fixiert. Zwingend wird dann während der Operation die Position mit einem Röntgenbild oder einem Bildwandler kontrolliert und erst bei korrekter Stellung, meist mit drei Schrauben fixiert. Zum Schluss wird die Gelenkkapsel eröffnet und den Kopf-Schenkelhals tailliert und schichtweise sorgfältig wieder zugenäht.
Nachbehandlung
Der Hospitalisationsaufenthalt ist 4–6 Tage und die Nachbehandlung besteht aus einer Teilbelastung mit 15kg an zwei Gehstöcken für 8 Wochen und danach langsame Aufbelastung je nach Verlauf und Knochenheilung. Wichtig ist, dass die Patienten nicht rauchen in dieser Zeit der Knochenheilung. Nach ca. 14 Wochen darf wieder langsam mit leichten Sportarten begonnen werden.
Hüftdysplasie: Fehlform der Hüftpfanne
Symptome
Häufig beginnen Schmerzen an der Hüftaussenseite aufgrund einer Überlastung der Hüftabduktoren-Muskeln. Die Beschwerden können aber gleichzeitig oder nur in der Leiste vorkommen aufgrund des überlasteten Pfannenerkers und der dortigen meist eingerissenen und vergrösserten Gelenkslippe (Labrum). Diese Schmerzen treten anfangs nur bei Belastung und später auch beim längeren Gehen und Stehen oder bereits in Ruhe beim Sitzen auf.
Ursache
Interessanterweise ist die Hüftdysplasie in afrikanischen Ländern und Naturvölkern nicht existent. Man führt das darauf zurück, dass die Neugeborenen breit gewickelt und ständig mit gespreizten Beinen getragen werden. Das Verhältnis von Mädchen zu Jungen ist 4:1 und eine familiäre Häufung ist bekannt. Weitere Risikofaktoren für eine Hüftdysplasie sind: Fruchtwassermangel während der Schwangerschaft und die Steisslage des ungeborenen Kindes.
Konservative Therapie
Die konservative Therapie dient dazu mit gezielter Physiotherapie die umliegende Muskulatur zu optimieren. Die seitliche bereits überlastete Muskulatur (die Hüftabduktoren) muss gekräftigt und auch gedehnt werden mit verschiedenen Übungen. Weiter können nicht entzündliche Schmerzmittel und Kortisoninfiltrationen gelegentlich viele Monate eine Besserung bringen. Ursächlich kann aber nur eine Operation die Hüftdysplasie beheben.
Operative Therapie
Ist die konservative Therapie ausgeschöpft und der Leidensdruck so hoch, dass Sie ihre Hüfte kaum mehr belasten oder dem Beruf / Sport nachgehen können ist die Indikation zur Operation, der sogenannten periacetabulären Osteotomie (PAO) gegeben. Es werden als erstes gezielte Knochenschnitte (Osteotomien) um die Hüftpfanne durchgeführt, danach kann man die Hüftpfanne in die korrekte Position bringen und festschrauben. Der klassische Fall ist eine ca. 20-jährige weibliche Patientin.
In diesem jungen Alter ist eine Hüft-Totalprothese selbstverständlich keine sinnvolle Option und in aller Regel ist die PAO die korrekte und auch eine sehr zuverlässige Operation um das Problem ursächlich kurz und langfristig zu lösen. Eine Entwicklung einer Hüftarthrose kann dadurch komplett verhindert oder zumindest hinausgezögert werden.
Gelegentlich kann mittels einer Hüftarthroskopie in grenzwertigen Hüftdysplasien eine Besserung erreicht, dies bedarf einer sorgfältigen Evaluierung.